Nahaufnahme von einem nackten Füßen auf einem Holzstamm. Zwischen dem kleinen Zeh steckt ein Gänseblümchen.

Chiropraktik in Kombination mit neurologischen Therapiesohlen

Unsere Füße führen im Grunde eine Art Schattendasein. Gegenbewegungen wie der immer wieder aufkeimende Barfuß-Laufen-Trend, extra entwickelte Barfuß-Schuhe oder sogenannte Barfuß-Pfade, die es auch den Städtern ermöglichen sollen, mal ohne Schuhwerk unterwegs zu sein, ändern daran aus unserer Erfahrung leider nicht viel. Über Füße spricht man nicht gern. Dabei sind sie mit entscheidend dafür, wie wir – im wahrsten Sinne des Wortes – aufgestellt sind. In unserer Praxis spielt die Untersuchung der Füße daher eine ganz entscheidende Rolle.

Füße bringen tagtäglich Höchstleistungen

Unser Körper ist im Prinzip wie ein umgekehrtes Pendel aufgebaut: Der schwerste Punkt, Oberkörper mit Schultern, Armen und Kopf, ist oben und die Füße am unteren Ende sind wesentlich daran beteiligt, die oben stattfindenden Pendelbewegungen über die gesamte Struktur – Knie, Hüfte, Schultern etc. – auszugleichen. Somit sind es letztlich die Füße, die in unserem System die Statik stabilisieren. Darüber hinaus müssen unsere Füße das gesamte Gewicht des Körpers tragen und ihn fortbewegen. Das alles erfordert ein hohes Maß an reflektorischer Kontrolle und Steuerung.

Damit unsere Füße das leisten können, ist ihre sehr komplexe, gelenkige und sehnenreiche Konstruktion so aufgebaut, dass sie auf Unwägbarkeiten sofort reagieren kann. Das dahinterstehende System ist unglaublich ausgeklügelt: Unerwartetes – ein Stein, Nässe, heißer Sand o.ä. – all das kann über unsere Füße reflektorisch beantwortet werden. Unsere Füße können also über die Beschaffenheit des Untergrundes eine Interaktionskette lostreten, die dazu führt, dass die Unwägbarkeit gemeistert wird – und zwar ohne dass wir selbst aktiv darüber nachdenken und etwas entscheiden müssen. Dieses Interaktionssystem zwischen Fuß, Rückenmark und Gehirn ist so schnell, dass es eine Reflexverschaltung gibt, die sofort erkennt: „Achtung, andere Situation!“. Im Ergebnis reagiert das ganze System bis hoch zum Kopf und den Armen.

Dahinter steht weit mehr als die aus meiner Sicht simplifizierte Darstellung über Eigen- und Fremdreflexe. In dieser Betrachtung vermisse ich die Komplexität dieses Vorgangs, da der gesamte Organismus reflektorisch reagiert. Wenn beispielsweise durch das Treten auf einen spitzen Stein ein Fremdreflex ausgelöst wird, passiert weit mehr, als dass ich schlicht das Gewicht auf das andere Bein verlagere. Dahinter steht eine gesamte Reaktionskette. Das beschriebene Interaktionssystem „Fuß – Rückenmark – Gehirn“ muss intakt sein, um die Kompensation korrekt und vollständig umzusetzen. Zu einem ganz entscheidenen Teil ist dieser Ablauf auch von den Füßen abhängig, da sie über die Vielzahl an Rezeptoren in den Fußsohlen unmittelbar auf Kleinhirn und Nervensystem wirken können. Daher reicht es aus meiner Sicht auch nicht aus, mit einer Behandlung ausschließlich an einer Stelle – also beispielsweise entweder dem Nervensystem oder den Füßen – anzusetzen.

In unserer Praxis kombinieren wir daher beide Ansatzpunkte. Zum Beispiel nutze ich für die Diagnostik ein spezielles Gerät zur Fußmessung. Darüber hinaus kommen natürlich chiropraktische Vermessungsmethoden wie Spinalyzer, Waagen und neurologische Tests zum Einsatz.

Auffälligkeiten – Optionen in der Behandlung

Auf Basis der umfassenden Untersuchungen kann ich anschließend individuell entscheiden, ob neben chiropraktischen Justierungen auch eine spezifische Behandlung, die direkt bei den Füßen ansetzt, sinnvoll ist. Wenn die Ergebnisse der Vermessung entsprechende Anhaltspunkte dafür zeigen, ziehe ich Experten aus dem Bereich der Podoätiologie hinzu – ihre Spezialität ist das Anfertigen neurologischer Therapiesohlen. Das sind harte, etwa 1 mm dünne Einlagen, die entlang einer umfassenden Diagnose mit Reizpunkten versehen werden. Dadurch folgen die Sohlen einem ähnlichen Prinzip wie die Chiropraktik. Denn über die Punkte auf den podoätiologischen Einlagen werden Impulse über die Rezeptoren in der Fußsohle an die Fußmuskulatur und so an den Körper weitergegeben. Ziel der Einlagen ist es, die Muskelketten durch das Setzen von Impulsen an einer bestimmten Stelle anzuregen und so dem Organismus, vereinfacht gesagt, beizubringen, wie er sich gesünder bewegen könnte. Diese Aktivierung oder Hemmung einzelner Muskelketten spielt aus meiner Sicht eine elementare Rolle, denn unsere Muskeln haben in bestimmten Systemen häufig einen großen reflektorischen Einfluss. Im Grunde wirken die Sohlen so direkt auf das Nervensystem bwz. die Reflexsteuerung. Folglich geht es hier nicht um einen rein stützenden Ausgleich wie bei herkömmlichen Einlagen.

Dieser permamente Impuls durch die neurologischen Sohlen kann bei vielen Problematiken zum Einsatz kommen – erfahrungsgemäß dann, wenn haltungsbedingte, statische Probleme vorliegen und sich beispielsweise bereits in chronischen Knie- oder Hüftbeschwerden äußern. Aus meiner Erfahrung reicht es da nicht aus, zwei, drei Behandlungen zu machen und dann davon auszugehen, dass sich dadurch im Körper alles wieder richtet. Ähnlich wie in der Chiropraktik steht daher auch in der Podoätiologie dahinter die Überzeugung, dass eine dauerhafte Verbesserung eines pathologischen Zustands regelmäßige Reize braucht – immer mit Blick auf den aktuellen Zustand.

Dafür ist es natürlich wichtig, den Verlauf zu prüfen – ob nun beim Einsatz neurologischer Therapiesohlen oder chiropraktischer Justierungen. Bei Bedarf können entsprechende Anpassungen vorgenommen – also Impulse verringert, verstärkt oder neue Impulse hineingegeben – werden.

Im Grunde ist diese Kombination von Chiropraktik und Podoätiologie Bestandteil der ganzheitlichen Ausrichtung unserer Praxis. Denn darin spiegelt sich unsere Überzeugung: Der Blick auf das gesamte System in all seinen Facetten ist entscheidend dafür, ein passendes Behandlungskonzept zu finden. Und damit habe ich in den vergangenen Jahren tolle Erfahrungen gemacht und gute Ergebnisse für meine Patienten erzielt.

Übrigens: In unserer Praxis arbeiten wir mit dem Podoätiologen Sascha Breuer (www.podoaetiologie-heidelberg.de) zusammen