Eine junge Frau wischt sich Schweiss von der Stirn und hält eine Wasserflasche in der Hand.

Wer erinnert sich? 39,5 Grad, Hitzerekord in Mannheim im Juli 2019. In den letzten Sommern stiegen die Thermometer ebenfalls auf ähnliche Spitzenwerte an und auch dieses Jahr stehen uns voraussichtlich wieder heiße Tage bevor. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen sich überzeugt, dass wir bei ungebremstem Klimawandel bis 2050 durchschnittliche sommerliche Temperaturen um 40 Grad erwarten dürfen. Strapazen für unserer Gesundheit sind erwartbar.

Eine Umfrage der DAK aus dem Jahr 2024 ergab, dass etwa jeder vierte (!) Mensch körperlich unter den hohen Temperaturen litt. Bei den über 60-Jährigen lag der Wert sogar noch höher. Zu den häufigsten Beschwerden zählten Erschöpfung, Kreislaufprobleme und Schlafstörungen. Rund ein Fünftel der Betroffenen spielte mit den Gedanken, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hitzegefährdet sind vor allem Menschen, deren Kreislaufsystem ohnehin schon beeinträchtigt ist oder die mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder mentalen Erkrankungen wie Depressionen, Angst und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) zu tun haben.

Was also tun? Neben dem persönlichen Einsatz, um Nachhaltigkeit zu befördern (s. chiropraktik-manufaktur.de/nachhaltigkeit-in-der-praxis), treibt mich als Chiropraktor natürlich auch die Frage um, was im Körpersystem bei Hitze passiert und wie das Nervensystem beteiligt ist. Und: Wie kann ich den Körper bei der Regulierung unterstützen?

Denn hohe Temperaturen beeinträchtigen unseren Alltag auf unterschiedlichen Ebenen. Neben Abgeschlagenheit und Kreislaufprobleme können auch Kopfschmerzen im Sommer für Einschränkungen sorgen. Das hängt in erster Linie mit dem Kühlsystem des Körpers zusammen. Es arbeitet auf Hochtouren, um eine konstante Körpertemperatur von etwa 37 Grad Celsius zu halten.

Genügend Flüssigkeitszufuhr ist dabei unerlässlich (mehr dazu im CMK 006 Chirocast: Ernährung – Spaß und Schlüssel zu einem gesunden Leben). Regelmäßig erlebe ich dann in meiner Praxis, dass zu wenig getrunken wurde. Und der Körper lügt nicht. Ein sehr klarer Hinweis ist das Geräusch und Gefühl beim Agieren an der Halswirbelsäule. Ist genug Flüssigkeit da, macht es dabei ein fröhliches Plopp-Geräusch. Das kommt von der sogenannten Synovialflüssigkeit, die gewissermaßen als Schmierlösung in den Hohlräumen beweglicher Gelenke im Körper funktioniert. Wird zu wenig getrunken, macht die eher klebrig-schmatzende Geräusche.

Was löst Hitze im Körper aus?

Unser zentrales Nervensystem ist eigentlich gut dafür aufgestellt, unsere Bedürfnisse auch entlang von Temperaturen zu erkennen. Im menschlichen Körper befinden sich beispielsweise etwa 300.000 Kälterezeptoren, die nah an der Hautoberfläche liegen. Tiefer in der Haut liegen etwa 30.000 Wärmerezeptoren, also nur ein Zehntel. Dadurch erreichen Warnsignale bei Kälte schneller das Gehirn als bei großer Hitze. Wenn aber reagiert werden muss, läuft die Regulierung über das Kreislaufzentrum, eine neuronale Struktur, die den Blutdruck über den parasympathischen Informationszufluss (Afferenzen) zum Hirnstamm anpasst. Nervensignale werden dann zum Herzen gesendet, um Herzfrequenz und Intensität zu steuern. Über das Rückenmark wird dabei auch die Verengung bzw. Weitung von Blutgefäßen reguliert.

Um den Körper zu kühlen und überschüssige Wärme abzugeben, weiten sich Blutgefäße. Dadurch sinkt der Blutdruck. Es kann also passieren, dass das Gehirn kurzzeitig mit weniger Sauerstoff versorgt wird. Kopfschmerzen, Augenflimmern, Schwindel, Übelkeit sind dann bereits deutliche Anzeichen für die begonnene Überhitzung.

Als Direktmaßnahme hilft es schon, sich aus der Hitze zurückzuziehen, Schatten aufzusuchen, aufrecht zu sitzen bzw. den Kopf hoch zu lagern, zu trinken sowie Nacken und Handgelenke mit feuchten Tüchern zu kühlen. Wir verfügen übrigens noch über ein weiteres Kühlsystem, das den meisten Menschen kaum bewusst ist und das wir daher selten gezielt einsetzen: die Nase. Beim Atmen durch die Nase wird die Luft durch die Schleimhaut auf Körpertemperatur gekühlt. Atmen wir durch den Mund, erreicht sie beinahe ungekühlt die Lunge und heizt den Körper zusätzlich auf. Rechtzeitig wahrgenommen und entsprechend reagiert, kann so ein Hitzschlag vermieden werden.

Die Erfahrung zeigt aber: Nur selten erkennt eine gefährdete Person selbst die Warnhinweise für einen beginnenden Hitzschlag. Achtsamkeit und Körperwahrnehmung zu schulen, ist daher auch hierfür ein wichtiges Element der Prävention (CMK 007 Chirocast: Bewusstsein – Ich denke, also bin ich Ich?).

Regelmäßige Aufmerksamkeit für das Körper-Nervensystem – wie Meditation, Justierungen etc. – erleichtern die Selbstbeobachtung und schulen die Wahrnehmung, ob ich noch im Rahmen gesunder Belastung oder schon in körperlicher Überforderung handle. Ein weiterer Baustein ist generelle Fitness. Ein Körper, der bereits im gesunden Maß an Belastung gewohnt ist, steht auch Hitzekrisen besser durch (CMK 005 Chirocast: Bewegung bringt auch unser Gehirn in Schwung).

Unterm Strich sollten wir unser Bestes geben, um den Klimawandel abzuschwächen. Schon jetzt stehen wir aber vor der Herausforderung, mit den bereits eintretenden Phänomenen umzugehen und uns auch mit Selbstfürsorge zu wappnen. Sprich mich bei Fragen, wie ich Dich in Punkto Selbstfürsorge unterstützen kann, natürlich gerne an.